Verhalten bei Chemieunfällen

 

Mögliche Gefahrenquellen für Chemiekatastrophen

Gefährliche Stoffe sind in unserer heutigen Industriegesellschaft sehr häufig anzutreffen. Oft treten sie dort auf, wo man deren Existenz nicht vermuten würde, oft wird aber auch die Gefährlichkeit bekannter Standorte nicht richtig eingeschätzt.

 

Kurzen Überblick über möglichen Gefahrenquellen:

Betriebe

Gefährliche Stoffe werden nicht nur von Betrieben der Chemieindustrie sondern auch von zahlreichen anderen Betrieben verwendet, verarbeitet und gelagert. Trotz umfangreicher betrieblicher Sicherheitsvorkehrungen kann es zu Störfällen kommen, bei denen solche Stoffe freigesetzt werden. Diese Stoffe können sich bei Unfällen bzw. Zwischenfällen auch über die Betriebsgrenzen hinaus ausbreiten und so eine Gefahrenquelle für Mensch und Umwelt in der Umgebung des Betriebes darstellen.

Transporte

Auf Österreichs Straßen rollen jährlich etwa 35 Millionen Tonnen gefährlicher Güter. Diese Summe entspricht etwa 15% des gesamten Transportvolumens. Bei einer durchschnittlichen Tankwagenladung von 20 Tonnen ergibt dies 1,7 Millionen LKW-Gefahrenguttransporte pro Jahr. Jährlich finden bei etwa 15 bis 25 dieser Transporte auch schwere Unfälle statt.

Zusätzlich zu den Straßentransporten werden jährlich rund 7,5 Millionen Tonnen Gefahrengüter mit der Bahn transportiert. Das entspricht etwa 130.000 Bahnwaggons pro Jahr.

Ein sehr wesentlicher Aspekt bei Transportunfällen ist, dass kaum vorsorgliche Planungen möglich sind, da alle entscheidenden Parameter wie Unfallort, Umgebung, Stoffart und freigesetzte Menge nicht vorhersehbar sind. Dadurch erhöht sich auch das Risiko für die entlang solcher Routen wohnende Bevölkerung erheblich.

Hausanlagen

Bei Hausanlagen gehen die Gefahren in erster Linie von Flüssiggastanks aus, die mit Propangas oder Butangas gefüllt sind. Die meisten Tanks haben ein Fassungsvermögen von 5.000 Litern. Sie dienen zur Lagerung von Brennstoff für Heizanlagen und Warmwasserbereiter. Bei Gebrechen können große Mengen dieser brennbaren Gase freigesetzt werden und auch noch in größerer Entfernung zu Bränden und Explosionen führen.

Nicht zu unterschätzen sind auch die bereits fast überall verwendeten Kunststoffe, die im Brandfall zur Freisetzung giftiger Brandgase führen.

Sport- und Freizeiteinrichtungen

Auch in diesen Bereichen kommen immer größere Mengen an gefährlichen Stoffen zur Anwendung. Zwei häufige Anwendungsbereiche sind:

Landwirtschaft

In landwirtschaftlichen Betrieben, insbesondere in Lagerhäusern und bei den Genossenschaften, lagern große Mengen an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Im Brandfall können Zersetzungsprodukte frei werden, die sich dann als "Giftgaswolke" ausbreiten.

Terror/Chemische Waffen

Das Sarin-Attentat im Jahr 1995 in der U-Bahn von Tokio hat gezeigt, dass auch dieser Bereich nicht vernachlässigt werden darf. Die Gefährlichkeit von Kampfgasen ist erschreckend hoch, von Sarin sind beispielsweise bereits wenige Milligramm tödlich. Hinzu kommt, dass manche Kampfgase oder gefährliche Stoffe relativ einfach hergestellt werden können, wobei jedoch auch das Risiko für den "Hersteller" relativ hoch ist. Ziele solcher terroristischen Anschläge können alle Arten von Menschenansammlungen auf öffentlichen Plätzen, in Bahnhöfen, Flughäfen und bei Veranstaltungen sein

 

Verschiedene Gefährdungsmöglichkeiten

Unfälle mit gefährlichen Stoffen können Leben und Gesundheit auf verschiedene Art gefährden. Meist treten mehrere Gefahren gleichzeitig auf. Nachstehende Beispiele sollen einen Überblick über die verschiedenen Gefährdungsmöglichkeiten geben.

Gefährdungsmöglichkeiten

EXPLOSIONSGEFAHR

Gefahr durch Druckwelle und Trümmerflug.

VERGIFTUNGSGEFAHR

Aufnahme von giftigen Stoffen in den Körper durch Einatmen, Verschlucken oder über die Haut.

ERSTICKUNGSGEFAHR

Gefahr durch Sauerstoffmangel, Verdrängung des Sauerstoffes durch Brand- oder Gärgase

BRANDGEFAHR

Gefahr durch Hitze und Flammen bei Entzündung von brennbaren Gasen, Flüssigkeiten und Stäuben (z.B. Flüssiggas, Benzin, Kohlestaub).

BRANDFÖRDERUNGSGEFAHR

Gefahr durch entzündend (oxidierend) wirkende Stoffe. Verbrennungsgeschwindigkeit und Hitze können stark ansteigen.

VERÄTZUNGSGEFAHR

Verletzungen der Haut, Augen und Schleimhäute bei Kontakt mit Säuren und Laugen.

ERFRIERUNGSGEFAHR

Gefahr von Erfrierungen und Unterkühlungen durch ausströmende tiefkalte Gase oder Flüssiggase.

ANSTECKUNGSGEFAHR

Aufnahme von Krankheitserregern in den Körper.

UMWELTGEFAHR

Gefahr der Verunreinigung von Wasser, Boden und Luft.

Die Belastungspfade und ihre gesundheitliche Folgen

Belastung durch:

Auswirkungen:

Mögliche gesundheitliche Folgen:

Gewalteinwirkung

Aufgrund von Bränden oder ungewollter chemischer Reaktionen kann es zu Explosionen kommen. Die dabei auftretenden Druckwellen können Schäden an Gebäuden (Fensterbruch, Einstürze etc.) aber auch körperliche Schäden (Trommelfellriss) zur Folge haben. In besonders ungünstigen Fällen kann es auch zu einem oft mehrere hundert Meter weit reichenden Trümmerflug kommen.

Verletzungen aller Art.

Brand, Hitzestrahlung
und Kälte

Unfälle mit gefährlichen Stoffen bergen meist auch eine große Brandgefahr in sich. Diese Gefahr besteht aber nicht nur am Ort des eigentlichen Unfallgeschehens, sondern durch Austreten brennbarer Flüssigkeiten und Gase/Dämpfe auch noch in größerer Entfernung. Bei Großbränden kann es durch Hitzestrahlung auch zu Selbstentzündungen in der Umgebung kommen. Ausströmende tiefkalte Gase oder Flüssiggase können in unmittelbarer Umgebung zu teilweisen Erfrierungen führen.

Brandverletzungen, Erfrierungen und Unterkühlungen.

Einatmen verunreinigter Luft (Inhalation)

Als Folge solcher Unfälle können sich toxische (giftige) Stoffe über mehrere Kilometer in der Atmosphäre ausbreiten. Der Gefährdungsbereich kann mehrere Quadratkilometer betragen und ist damit wesentlich größer als jener, der durch Gewalteinwirkung, Brand und Hitzestrahlung entsteht. Die Gefährdung ist nur während des Durchzuges der Schadstoffwolke gegeben, also über einen Zeitraum von mehreren Stunden. Geruchsbelästigung, Nebelschwaden oder körperliche Reaktionen, wie Brennen der Schleimhäute (Augen, Hals) oder Atembeschwerden können ein erster Hinweis auf freigesetzte Schadstoffe sein. Nicht alle dieser Stoffe sind jedoch durch unsere Sinnesorgane wahrzunehmen.

Vergiftungs-, Verätzungs- und Ansteckungsgefahr

Aufnahme kontaminierter Nahrungsmittel (Ingestion)

Nahrungsmittel, die bei einem Unfall mit gefährlichen Stoffen verunreinigt (kontaminiert) wurden, können beim Verzehr schwere gesundheitliche Schäden hervorrufen. Der Verzicht auf solche Nahrungsmittel, insbesondere Obst und Gemüse aus dem Garten, ist daher in solchen Situationen unbedingt erforderlich. Auch im Haus oder der Wohnung offen gelagerte Nahrungsmittel können kontaminiert sein und müssen daher ersetzt werden. Produkte, die in Gläsern, Dosen, Flaschen etc. verpackt sind, sind davon nicht betroffen.

Vergiftungs-, Verätzungs- und Ansteckungsgefahr

Oberflächliche Verunreinigung von Personen und Sachen (Kontamination)

Dieser Belastungspfad stellt die zeitlich betrachtet längste Belastungsart dar. Die bei Unfällen mit gefährlichen Stoffen freiwerdenden Substanzen können sich mit Hilfe der Thermik oder des Windes über größere Entfernungen ausbreiten und an Personen, die sich zu diesem Zeitpunkt im Freien aufhalten und an allen im Freien befindlichen Oberflächen ablagern. In weiterer Folge können solche Schadstoffe über offene Wunden oder in besonderen Fällen auch direkt über die Haut (Resorption) in den Körper aufgenommen werden und gesundheitliche Schäden hervorrufen. Die Gefahr besteht auch noch nach dem Durchzug der Schadstoffwolke. Solange diese Verunreinigungen von Straßen und Wegen nicht entfernt wurden, ist vor allem auf besondere Reinlichkeit zu achten.

Vergiftungs-, Verätzungs- und Ansteckungsgefahr

Verätzungen
Verätzungen sind Schädigungen der Haut und Schleimhäute, die nach Kontakt mit einem Schadstoff, in erster Linie mit Flüssigkeiten (Säuren, Laugen u.a.), auftreten.

Auch Feststoffe oder Gase können sich im Feuchtigkeitsfilm der Haut oder in feuchter Bekleidung lösen und ätzende Flüssigkeiten bilden. Während die normale Haut eine - wenn auch geringe - Widerstandsfähigkeit gegen ätzende Stoffe besitzt, sind Augen, Schleimhäute und offene Wunden besonders empfindlich.

Abhängig von der Art des Stoffes und dessen Konzentration kann die Schädigung der (Schleim-) Haut von einer leichten Reizung (Rötung) bis zur völligen Zerstörung der Schleimhaut und des darunter liegenden Gewebes führen. Verätzungen heilen - wenn überhaupt - nur sehr langsam und hinterlassen hässliche und meist auch schmerzende Narben.

Vergiftungen
Eine Reihe von Substanzen rufen bereits bei der Aufnahme kleinster Mengen chemische Veränderungen im Körper hervor, die zu schweren Schäden der Gesundheit führen und auch tödlichen Ausgang haben können.
Solche Stoffe werden allgemein als Gifte bezeichnet. Sie werden wie folgt definiert:
Gifte sind Stoffe, von denen aus Erfahrung bekannt oder nach tierexperimentellen Untersuchungen anzunehmen ist, dass sie bei der Aufnahme, durch die Atemwege, die Verdauungsorgane oder durch die Haut, bei einmaliger oder kurzdauernder Einwirkung in relativ kleiner Menge zu Gesundheitsschäden oder zum Tod des Menschen führen können.

Grob Einteilung der Gifte aufgrund der Wirkung auf  Lebewesen

Giftart

Auswirkung

Art der Stoffe

Reiz- und Ätzgifte

Das Einatmen oder Verschlucken solcher Gifte führt zu schweren Verätzungen der Schleimhäute, der Speiseröhre und der Atemwege. Viele dieser Substanzen führen bereits in geringer Konzentration zu einer Reizung der Atemwege (Hustenreiz). In diesen Fällen können - bevor es zu größeren Schädigungen kommt - geeignete Schutzmaßnahmen getroffen werden.
Manche Gase und Dämpfe bewirken jedoch beim Einatmen Schädigungen, deren volles Ausmaß nicht sofort erkennbar ist. Oft kommt es erst nach mehreren Stunden zu einem Lungenödem mit ernsten und mitunter tödlichen Folgen.

Nitrose Gase (NOx)
Chlorwasserstoffgas (HCI)
Ammoniak (NH3)
Phosgen (COCI2)
Chlor (C12)

Blut-, Nerven-, Zellen-,  Leber-, Nierengifte

Diese Gifte werden vom Blut im Körper verteilt und gelangen so zu allen Organen.

Kohlenmonoxid (CO)
Blausäure (HCN)
Benzol

 

Was passiert bei einem Chemieunfall in der Industrie?

Schwere Unfälle mit gefährlichen Stoffen treten meist in Zusammenhang mit Bränden, Explosionen oder dem Austritt giftiger Chemikalien auf. Solche Unfälle sind in der Regel Folgeerscheinungen des Freiwerdens einer gefährlichen Substanz aus einer vermeintlich sicheren Umschließung.

Typische Auslöseereignisse sind:

Beim Austreten brennbarer Stoffe ist die Gefahr dann am größten, wenn es sich um flüchtige Flüssigkeiten oder Gase handelt, die in verhältnismäßig kurzer Zeit in großer Menge freiwerden und ein zündfähiges Gemisch bilden. Die Gefährlichkeit solcher explosiven Wolken hängt aber von vielen Faktoren, wie etwa der Windgeschwindigkeit oder der Konzentration der Gefahrstoffe in der Wolke ab. Gefährdungen für Menschen und Gebäude entstehen durch Hitzestrahlung und Druck, in bestimmten Ausnahmefällen auch durch Trümmerflug nach Explosionen. Diese Auswirkungen sind allerdings in den allermeisten Fällen auf Distanzen von einigen 100 Metern beschränkt. Demgegenüber sind toxische Gaswolken imstande, die Gesundheit von Menschen in einer weit größeren Distanz zu gefährden. Theoretisch könnten derartige Wolken - entsprechende Wetterbedingungen vorausgesetzt - auch noch in einigen Kilometern Entfernung tödliche Konzentrationen aufweisen.

Die meisten Industrieanlagen können beide beschriebenen Unfallabläufe hervorrufen. Eine eindeutige Zuordnung zu einer bestimmten Anlagenart ist daher kaum möglich. Auch Sekundärauswirkungen sind möglich. Beispielsweise kann als Folge einer Explosion ein nahegelegener Behälter für giftige Substanzen leck werden.

 

Unfallarten bei einem Störfall 

Bei einem Störfall in einem Industriebetrieb kann es zu unterschiedlichen Ereignissen wie Explosionen, Bränden, Gaswolken usw. kommen. Nachfolgend einige Begriffserklärungen:

Explosionen

Explosion ist die mechanische Wirkung eines plötzlichen Druckanstieges, der als Folge einer Deflagration oder Detonation eines Explosivstoffes auftritt.

Abhängig von der Verbrennungsgeschwindigkeit (VG), unterscheidet man folgende Begriffe

Verbrennung

Verbrennungsgeschwindigkeit im Bereich Millimeter pro Minute
Beispiel: Massives Holz je nach Art ca. 1 mm/min.

Verpuffung

Verbrennungsgeschwindigkeit im Bereich Zentimeter pro Sekunde
Beispiel: Erdgas

Deflagration

Verbrennungsgeschwindigkeit im Bereich Meter pro Sekunde
Beispiele: Benzindampf - Luftgemisch VG 20-25 m/s Schießpulver VG ca. 300 m/s

Detonation

Verbrennungsgeschwindigkeit im Bereich Kilometer pro Sekunde
Beispiel: Militärische Sprengstoffe

Weiters ist grundsätzlich zwischen Raumexplosion und Sprengexplosion zu unterscheiden

Raumexplosion

Gas- und Staubexplosionen

Es  reagieren brennbare Stoffe in fein verteilter Form, vorgemischt mit dem Sauerstoff der umgebenden Luft.

Gasexplosionen mit katastrophalen Auswirkungen treten dann auf, wenn große Mengen brennbarer Gase austreten und sich mit Luft vermischen. Staubexplosionen sind möglich, wenn brennbare Feststoffe intensiv mit Luft vermischt werden. Voraussetzung ist jedoch ein sehr geringer Durchmesser der beteiligten Partikel. Sie treten sehr oft als Sekundärexplosionen auf, wobei durch Brände oder Erstexplosionen abgelagerte Stäube aufgewirbelt werden und sich mit Luft vermischen. Es ist zu beachten, dass auch vermeintlich harmlose Stoffe, wie Getreide, Milchpulver oder Mehl brennbar sind und Staubexplosionen mit diesen Stoffen möglich sind.

Sprengexplosion

Es reagieren Sprengstoffe, das sind Stoffe, die den zur Verbrennung notwendigen Sauerstoff in chemisch gebundener Form enthalten. Beispiele: Nitroglyzerin, Schwarzpulver

Kesselberstung, Druckgefäßzerknall

Das Platzen von Kesseln und Druckgefäßen (Gasflaschen) ist keine Explosion im eigentlichen Sinne, da solche Vorgänge ohne Zündquelle ablaufen. Aufgrund thermischer oder mechanischer Einwirkung kann es in geschlossenen Gefäßen zu einem starken Druckanstieg kommen, der zu einem explosionsartigen Bersten des Behälters führt. Die Auswirkungen sind mit jenen einer Explosion (Druckwelle, Trümmerflug) vergleichbar, auch wenn nur ungefährliche Stoffe, wie Luft oder Wasserdampf an diesem Vorgang beteiligt sind.

Auswirkungen von Explosionen bzw. Detonationen

Explosionen sind charakterisiert durch eine deutlich hörbare Druckwelle, die in Extremfällen auch in mehreren 100 Metern Entfernung Gebäudeschäden und Glasbruch verursachen kann. Sekundärwirkungen sind auch durch Trümmerflug möglich. Verletzungen von Menschen kommen in erster Linie durch Druckwellen zustande, sie können auch tödlich sein. Mit solchen Auswirkungen ist allerdings nur in geringer Distanz zum Entstehungsort und somit höchstwahrscheinlich nur innerhalb des Betriebsgeländes zurechnen. In größerer Entfernung können ungeschützte Personen durch den Luftdruck umgestoßen oder durch Sekundärwirkungen (Trümmer, zusammenstürzende Häuser, zerbrochene Fensterscheiben) verletzt werden. Der Explosionsverlauf ist von der Stoffart und -menge sowie der "Verdämmung" abhängig. Der Überdruck kann am Entstehungsort zwischen einigen Zehntelbar und einigen mbar differieren und nimmt mit der Entfernung rasch ab. Bei den hohen Verbrennungsgeschwindigkeiten einer Detonation können hingegen sehr hohe Überdrücke und sehr viel größere Schäden entstehen.

Brände

Brände sind die historisch am längsten untersuchten Unfalltypen in Industrieanlagen. Dementsprechend kann bei der Festlegung von Brandschutzmaßnahmen auf eine reichliche Erfahrung zurückgegriffen werden. Es ist allerdings auch zu beachten, dass Brände üblicher Art kaum katastrophale Auswirkungen auf die Betriebsumgebung haben.

Bleve

Großflächige Auswirkungen oder katastrophale Schäden mit einer großen Anzahl von Verletzten oder Toten hat es vor allem mit explosionsartig auftretenden Feuerbällen gegeben. Diese werden auch BLEVE genannt (Boiling Liquid Expanding Vapour Explosion). Die sich sehr rasch ausbreitende Flammenfront oder Feuerkugel hat verheerende Wirkung. Dieses Phänomen kann bei katastrophal und plötzlich versagenden Wandungen von Druckbehältern mit verflüssigten Gasen auftreten. Die Auswirkungen der Druckwelle treten gegenüber jenen der Hitzestrahlung deutlich in den Hintergrund. Die enorme Hitze kann auch noch in einigen 100 Metern Entfernung schwere Hautverbrennungen verursachen. Der BLEVE ist in vielen Fällen ein typisches Sekundärereignis, welches durch Brände im Nahebereich eines derartigen Druckbehälters verursacht wird.

Erhebliche Schadenswirkungen entstehen bei Bränden aber auch durch Brandgase. Die meist unvollständig verbrannten Stoffe lassen oft giftige Reaktionsprodukte entstehen, die mit dem Brandrauch über weite Strecken in die Umgebung gelangen. Die Art dieser giftigen Substanzen ist abhängig vom brennenden Lagergut, allerdings sind diese Stoffe meist nicht akut toxisch. Das weit größere Problem bei derartigen Industrieunfällen ist die anschließende Reinigung des Bodens und der Vegetation, um eine weitere Aufnahme dieser Stoffe durch Körperkontakt, Verzehr von Früchten oder Einschwemmen ins Grundwasser zu verhindern.

Toxische Gaswolken

Die Freisetzung toxischer Gaswolken führt generell nur zu einer kurzzeitigen Belastung, deren Intensität aber sehr von der Art des beteiligten Stoffes abhängt. Die toxische Wirkung kann sowohl vom freigesetzten Stoff, als auch von unerwünschten Reaktionsprodukten, die bei dem Unfall entstehen, ausgehen. Bedeutend sind auch die Lagerungsbedingungen, da die ausgetretene Menge nicht nur von der Größe der Leckage sondern auch von Druck, Temperatur usw. abhängt. Aufgrund der etwa 100.000 Substanzen, die bei der industriellen Verarbeitung hauptsächlich verwendet werden, ist eine genauere Beschreibung des möglichen Unfallgeschehens praktisch nicht möglich. Grundsätzlich muss aber gesagt werden, dass dieser Unfalltyp sicherlich der mit den potentiell größten Gefährdungsdistanzen ist.

Ausbreitungsverhalten von Gaswolken

Der Austritt einer giftigen Gaswolke und deren Ausbreitung über bewohntem Gebiet ist sicher der Unfalltyp mit der größten Gefährdung für die Bevölkerung. Der Ereignisablauf hängt vor allem von den Lagerungs- bzw. Transportarten und den physikalischen Eigenschaften der Gase ab. Die meisten industriell eingesetzten Gase sind schwerer als Luft (Schwergase), bleiben daher nach Freiwerden in Bodennähe liegen und folgen den Gefällsverhältnissen.

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Nach der Lagerungsart, die Einfluss auf das Ausbreitungsverhalten hat, unterscheidet man

Unter Druck gelagerte oder gelöste Gase

Nach Austritt aus einem Leck entspannt sich das Gas auf den Umgebungsdruck der Luft, wodurch es zu einer Volumsvergrößerung kommt. Das weitere Verhalten hängt ausschließlich von den örtlichen klimatischen Bedingungen ab (Windrichtung, Luftfeuchtigkeit usw.)

Beispiel:
Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Azetylen (besondere Gefahr im Brandfall)

Tiefkalt verflüssigte Gase

Diese sind im Behälter auf oder unter dem Siedepunkt des Gases abgekühlt und bilden beim Auslaufen eine Lache. Sie verdampfen durch Wärmezufuhr des Bodens oder aus der Umgebung.

Beispiel:
Luft, Helium, Sauerstoff

Unter Druck verflüssigte Gase (häufigster Fall)

Beim Austritt verdampft ein Teil des verflüssigten Gases spontan (Flash-Verdampfung), ein weiterer Teil zerstäubt sich in Form feiner Tröpfchen (Aerosol), der Rest bildet eine Lache am Boden und dampft dort langsam ab. Dieser Fall ist der gefährlichste Unfalltyp, da die spontane Verdampfung zu einer sehr schnell auftretenden Spitzenkonzentration des giftigen Stoffes führt.

Beispiel:
Propan, Butan, Chlor

Unter Druck verflüssigtes Ammoniak

Ammoniak verhält sich zwar ähnlich wie andere unter Druck verflüssigte Gase, gleichzeitig kommt es aber zu einem frühzeitigen Verdunsten der Aerosoltropfen. Es entsteht eine sehr kalte Mischwolke mit einer höheren Dichte als Luft. Der Austritt von Ammoniak zählt auch deshalb zu den gefährlichsten Fällen, da das Austrittsverhalten nur sehr schwer prognostizierbar ist.

 

Die Gefährlichkeit von Gaswolken ist auch im hohen Ausmaß von der Freisetzungsgeschwindigkeit abhängig. Geht man von einer momentanen Freisetzung einer großen Menge eines besonders giftigen Stoffes (z.B. Chlor) aus, so können bereits nach wenigen Minuten in Entfernungen von einigen 100 Metern in der Hauptwindrichtung tödliche Konzentrationen auftreten. Da aber nach einigen Minuten auch mit dem Ansprechen von Sicherheitseinrichtungen zu rechnen ist, bzw. bei den meisten Gasen der oben beschriebene Verlauf einer Flash-Verdampfung auftreten wird, nimmt die Konzentration an der Austrittsstelle wieder rasch ab.

 

Warnung bei Störfällen

Bei kleineren und örtlich sehr begrenzten Unfällen, wie es auch Transportunfälle oder Unfälle in Industrieanlagen sein können, kann diese Warnung und Information auf mehrere Arten erfolgen:

Gerade bei Unfällen mit gefährlichen Stoffen ist ein sofortiges Handeln der betroffenen Bevölkerung unbedingt erforderlich, da bereits der Vorgang von der Unfallfeststellung, über die Unfallmeldung bis zur Auslösung der Warnung und Alarmierung eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Wenn sie daher einen solchen Unfall sehen oder hören, bzw. Gerüche wahrnehmen, die einen solchen Unfall vermuten lassen, warten sie nicht auf die Alarmauslösung sondern ergreifen sie sofort ihre persönlichen Schutzmaßnahmen. Dies gilt umso mehr, wenn sie in der Nähe gefährlicher Betriebe oder von Hauptverkehrsverbindungen wohnen.

 

Persönliche Schutzmaßnahmen bei einem Störfall in der Industrie

Unfälle mit gefährlichen Stoffen können sehr unterschiedliche Schadensbilder zur Folge haben. Die ausgesprochenen generellen Empfehlungen sind daher nur als erste Hilfsmaßnahme zu verstehen. In jedem Fall sind aber die nach einem solchen Unfall verlautbarten behördlichen Empfehlungen, die gezielt auf das Unfallgeschehen abgestimmt sind, unbedingt einzuhalten. Selbstverständlich kommt auch bei Unfällen mit gefährlichen Stoffen, der Prävention als erstes Mittel zur Schadensminimierung besondere Bedeutung zu.

Dies gilt umso mehr, wenn Sie Ihren Wohn- oder Arbeitsplatz in der Nähe eines Betriebes haben, in dem mit gefährlichen Stoffen gearbeitet wird. Betriebe mit besonderem Gefahrenpotential sind verpflichtet, die umliegende Bevölkerung mittels sogenannter "Störfallinformationen" über Gefahren und das richtige Verhalten bei Betriebsunfällen zu informieren. Solche Informationen sollten Sie nicht unbeachtet lassen, sie könnten im Falle eines Unfalles von lebenswichtiger Bedeutung sein. Aber auch Betriebe, die aufgrund ihres niedrigeren Gefahrenpotentials nicht zur Störfallinformation verpflichtet sind, sollten Sie über Risken und mögliche Folgen befragen.

Schutz in den eigenen vier Wänden

Rasches und richtiges Reagieren kann bei Unfällen mit gefährlichen Stoffen ganz entscheidend zum persönlichen Schutz beitragen. Natürlich wäre, wie bei allen Bedrohungen, auch in solchen Fällen das Verlassen der Gefahrenzone der beste Schutz. Aufgrund der Plötzlichkeit des Ereignisses, der zu erwartenden außergewöhnlichen Verkehrsverhältnisse und der damit verbundenen familiären und sozialen Probleme scheidet eine solche Fluchtmaßnahme aber oft aus. Sie kann auch von behördlicher Seite in Gebieten mit dichter Verbauung und einer großen Bevölkerungszahl wegen der unweigerlich auftretenden sekundären Unfallfolgen meist nicht empfohlen werden. Dem Schutz in der eigenen Wohnung kommt daher gerade bei einem solchen Szenario ganz besondere Bedeutung zu.

Grundsätzlich kann ein Unfall mit gefährlichen Stoffen das Austreten toxischer (giftiger) Stoffe und/oder Explosionen zur Folge haben. Diese freigesetzten toxischen Stoffe sind insbesondere dann gefährlich, wenn es sich um Gase handelt, die schwerer als Luft sind (z.B. Propan, Chlor) und sich am Boden fließend ausbreiten. Sie dringen wie Flüssigkeiten in alle tiefer gelegenen Räume ein und sammeln sich in allen Bodenmulden an.

Ein ähnlich hohes Risiko besteht auch für explosive Gase, die bereits durch den kleinsten Funken (z.B. Lichtschalter, Telefon, Eiskasten) gezündet werden können. Die Gefahr bei Explosionen ist auch außerhalb des eigentlichen Explosionsherdes, vor allem durch den oft Hunderte Meter weit reichenden Trümmerflug gegeben, der große mechanische Schäden anrichten kann.

Ein weiteres Gefahrenmoment stellt der Niederschlag aus Schadstoffwolken dar. Dieser Niederschlag kann sich als Asche, Staub oder in Tröpfchenform auf allen Oberflächen der Unfallumgebung ansammeln und bei Körperkontakt eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen.

Für die Anforderungen, die an einen Gebäudeschutz gestellt werden, ergeben sich daher drei Konsequenzen:

  1. Der zum Schutz ausgewählte Raum sollte möglichst dicht sein.

  2. Die Lage des ausgewählten Raumes sollte möglichst hoch gelegen sein.

  3. Die Gebäudehülle sollte möglichst massiv sein.

Den ersten beiden Punkten kommt insofern die größere Bedeutung zu, als der Gefährdungsbereich durch austretende Gase räumlich gesehen ein wesentlich größerer ist, als jener lokal begrenzte Bereich, in dem es zu Schäden durch Druckwelle, Trümmer-Flug und Hitzestrahlung kommen kann. Die richtige Raumauswahl ist daher in solchen Katastrophensituationen besonders wichtig. Solche Entscheidungen und eventuell notwendige Adaptierungsmaßnahmen sollten vor allem von all jenen bereits vorsorglich getroffen werden, deren Wohnung oder Haus im Nahbereich von Betrieben liegt, die mit gefährlichen Stoffen arbeiten. Eine zahlenmäßige Festlegung des unmittelbaren Gefährdungsbereiches ist wegen der unterschiedlichen Gefährlichkeit der Produkte, der vorhandenen Stoffmengen, des Unfallablaufes und der unterschiedlichen topographischen und meteorologischen Verhältnisse generell nicht möglich. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass außerhalb einer Zone von 7-10 Kilometern um den Unfallherd keine akute toxische Gefährdung mehr besteht.

Bei Unfällen mit gefährlichen Stoffen bieten alle geschlossenen Räume einen sehr hohen Schutz, wenn verhindern wird, dass chemisch belastete Luft in Aufenthaltsräume eindringen kann. Das Eindringen von kontaminierter Luft kann nämlich sehr rasch zu gesundheitsgefährlichen lmmissionskonzentrationen führen. Da bei manchen chemischen Stoffen die Letaldosis sehr nieder ist, kann auch schon bei kurzzeitiger Belastung eine Gesundheitsschädigung auftreten. Die Schutzwirkung einer Wohnung hängt daher in erster Linie von der Dichtheit der Fenster und Türen ab. Durch rechtzeitiges Schließen der Türen und Fenster wird das Eindringen verunreinigter Außenluft weitestgehend unterbunden. Bei modernen energiesparenden Fenstern kann mit einer Reduzierung der Schadstoffbelastung um etwa 90 %, bei älteren Bauten nur um etwa 50 % gerechnet werden. Die Prozentangaben beziehen sich auf eine Aufenthaltszeit von einer Stunde.

Ebenso wichtig wie das rechtzeitige Schließen der Fenster ist aber auch das rechtzeitige Lüften nach dem Durchzug der Schadstoffwolke. Nur so ist gewährt, dass eingedrungene Schadstoffe möglichst rasch wieder abgeführt werden.

Eine massive Bauweise bietet guten Schutz vor größeren und kleineren Trümmern, die nach großen Explosionen oft einige hundert Meter weggeschleudert werden können. Veranden, ausgebaute Dachgeschosse oder andere Räume deren Außenwände und Decken aus leichten Baustoffen (Holz, Dämmstoffe, Gipskarton etc.) bestehen, sind daher für einen geschützten Aufenthalt ungeeignet.

Ein Verlassen der Wohnung ist nicht möglich, da Schadstoffwolken toxische Gase enthalten können, die bereits in geringen Mengen für Ihre Gesundheit gefährlich sind. Da solche chemischen Störfälle kaum länger als einige Stunden dauern, ist dieser Umstand hinsichtlich der Versorgung und Bevorratung aber nicht von Bedeutung. Sie können die Schutzwirkung Ihrer Wohnung aber wesentlich erhöhen, wenn Sie bereits vorsorglich einige einfache Adaptierungsmaßnahmen vornehmen.

Die beste Schutzlage bei toxischer Gefahr

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Die beste Schutzlage bei Gewalteinwirkung

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      Notwendige Adaptierungsmaßnahmen

Die hier angeführten Adaptierungsmaßnahmen sind vor allem jenen Personen zu empfehlen, deren Wohnung im Nahbereich von

Nach Möglichkeit wählen Sie einen Raum aus,

Überprüfen Sie diesen Raum an einem Tag mit starkem Wind auf Undichtheiten. Achten Sie besonders auf Spalten und Risse unter dem Fensterbrett und entlang des Fenster- oder Türstockes, sowie auf Leitungsdurchbrüche in Nachbarräume. Auch aus Steckdosen und Lichtschaltern kann Zugluft austreten. Solche Undichtheiten lassen sich sehr einfach mit einer Kerzenflamme oder einer brennenden Zigarette feststellen. Dichten Sie diese Spalten und Risse ab. Entsprechende elastische Dichtmaterialien sind in allen Baumärkten und Baufachgeschäften erhältlich. Sie reduzieren dadurch auch Ihren Heizenergieverbrauch. Neue Wärmeschutzfenster schließen wesentlich dichter als alte Holzfenster, erwägen Sie daher auch im Sinne Ihrer Sicherheit einen Fenstertausch. In jedem Fall sollten Sie jedoch ausreichend breite Klebebänder bereithalten, mit denen Sie im Anlassfall Fenster, Türen, Steckdosen und andere Öffnungen abdichten können.

Erstickungsgefahr besteht auch in sehr gut abgedichteten Räumen nicht. Ein erwachsener Mensch benötigt ungefähr 1 m3 Luft pro Stunde. Das ergibt bei einem 20m2 großen Raum mit 2,5m Raumhöhe 50m3 Luft. Da sich solche Schadstoffwolken aber meist nach einigen Stunden (3-5 Stunden) verflüchtigt haben, reicht dieser Luftvorrat auch für mehrere Personen. Nötigenfalls ist der Luftvorrat durch Öffnen der Türe in (auch abgedichtete) Nachbarräume aufzufrischen.

 

Richtiges Verhalten bei einem Chemieunfall

Unfälle mit gefährlichen Stoffen können sehr unterschiedliche Schadensbilder zur Folge haben. Durch das richtige Verhalten kann das persönliche Risiko verringert werden. Die ausgesprochenen Empfehlungen sind nur als erste Hilfsmaßnahme zu verstehen. In jedem Fall sind behördlichen Empfehlungen, die gezielt auf das Unfallgeschehen abgestimmt sind, unbedingt einzuhalten.

Selbstschutzmaßnahmen vor dem Durchzug der Schadstoffwolke - wenn genügend Zeit vorhanden ist:

Im Freien befindliche Gegenstände (Spielsachen, Wäsche, etc.) und Haustiere ins Haus bringen

Nachbarn verständigen, denken Sie an Kinder und Hilfebedürftige

Glashäuser schließen

Weidetiere in den Stall bringen

Wohnung oder andere schützende Räumlichkeiten aufsuchen

Höher gelegene Räume auf der gefahrenabgewandten Seite des Hauses bevorzugen

Radio / TV einschalten

Alle Fenster und Türen (auch Hauseingangstüren) schließen

Lüftungen abschalten

Fensterläden und Jalousien schließen (Trümmerflug, Brandgefahr)

Zugluft vermeiden, auf Kaminöffnungen und Entlüftungssysteme achten, da hier Luft von außen eindringen kann

Bei den Fenstern und Türen die Fugen mit breiten Klebestreifen verkleben

Räume mit massiven Wänden aufsuchen (Explosionsschutz und Schutz vor Trümmerflug)

Notrufnummern nicht für Auskünfte benützen

Keine unnötigen Telefonate führen

Wenn brennbare Gase ausgetreten sind oder ein solcher Verdacht aufgrund der Unfallumstände besteht, sofort Strom abschalten (Explosionsschutz)

 

Selbstschutzmaßnahmen während des Durchzugs einer Schadstoffwolke

In der Wohnung oder anderen schützenden Räumlichkeiten bleiben

Nicht in der Nähe von Fensterflächen aufhalten, da bei Explosionen durch Trümmerflug und Druckwelle in diesen Bereichen besondere Gefährdungen auftreten

Nicht mit den Behörden oder dem Werk telefonieren

Nicht die Zufahrtswege zum Werk blockieren

Aufenthalt im Freien meiden, um möglichst wenig mit der Schadstoffwolke in Kontakt zu kommen. Bei unvermeidbarem Aufenthalt im Freien feuchte Tücher vor Mund und Nase halten oder Fluchtfiltermaske verwenden

Keine Lüftungseinrichtungen einschalten, auch wenn Filter vorgeschaltet sind

Räumlichkeiten mit massiven Umfassungswänden und wenigen Fenstern und Türen bevorzugen

Immer Räume benutzen, die über Niveau liegen, da sich Schwergase in Untergeschossen ansammeln

Frischluftzufuhr vermeiden

Radio und Fernsehen abhören (Lokalprogramme)

Auf Lautsprecherdurchsagen achten

Behördlichen Empfehlungen einhalten

 

Selbstschutzmaßnahmen nach dem Durchzug einer Schadstoffwolke

Entwarnung über Fernsehen, Rundfunk oder Lautsprecher abwarten

Nach der Entwarnung alle Räume lüften

Behördliche Anweisungen befolgen (Radio, Fernsehen, Printmedien, Anschläge, Postwurfsendung, Lautsprecherdurchsagen)

Weidetiere im Stall belassen und solange nicht mit Frischfutter aus der Umgebung versorgen, bis eine Entwarnung vorliegt

 

Nach dem Durchzug einer Schadstoffwolke, die Schadstoffe auf dem Boden und anderen Flächen abgelagert hat, ist Reinlichkeit in jeder Hinsicht erforderlich:

Schuhe vor dem Betreten der Wohnung ausziehen

Fußböden, Heizkörper, Lampen usw. feucht reinigen. Fenster und Fensterbänke waschen, Teppiche einschäumen und absaugen. Nur Staubsauger mit Feinfiltersystemen verwenden!

Täglich gründlich duschen, Hände, Haare und Bart besonders gründlich waschen

Haus- und unmittelbare Umgebung (Zufahrten, Aufgänge, Balkone, Terrassen (etc.) mit Wasserschlauch abspritzen

Bei allen Reinigungsarbeiten Staubaufwirbelung vermeiden

Kein Obst und Gemüse aus dem Garten essen

Nur luftdicht verpackte Lebensmittel verwenden. Möglicherweise kontaminierte Lebensmittel waschen oder entsorgen

Darauf achten, dass Kleinkinder keine verunreinigten Gegenstände (insbesondere im Freien) in den Mund nehmen!

 

Bevorratung bei einem Chemieunfall

Bei Unglücksfällen und Katastrophen mit gefährlichen Stoffen dauert die chemische Kontamination meist nur sehr kurze Zeit (wenige Stunden), daher ist ein mehrtägiger Aufenthalt in den Wohnungen nicht erforderlich. Versorgungsengpässe werden nicht auftreten, da Lebensmittel sehr schnell aus nicht kontaminierten Gebieten zugeführt werden können (chemisch kontaminierte Gebiete werden nur kleinräumig auftreten). Eine Lebensmittelbevorratung ist daher grundsätzlich nicht notwendig.

Im Sinne des Vorsorgegedankens und im Hinblick auf andere Notfälle, sollten Sie jedoch immer auf einen Lebensmittelvorrat für mehrere Tage achten.

Auf jeden Fall sollten Sie aber folgende Sachmittel bereithalten:

Breite Klebebänder zum Abdichten der Türen und Fenster

Kunststofffolien zum Abdichten von Lüftungsöffnungen

Zivilschutzapotheke

Medikamente, die ständig gebraucht werden

Hygieneartikel

Radio, das mit Batterien betrieben werden kann und Ersatzbatterien

Fluchtfiltermaske

 

Quelle: Öst. Zivilschutzverband