Hauptausgabe vom 30.06.2001 - Seite 025
Nächste Angst der

Neuber-Anrainer:

Aceton im Wasser

VON MARTIN ROHRHOFER

TRAUN/LINZ. Die nach dem Brand im Chemielager der Firma Neuber in Traun verängstigten Anrainer kommen nicht zur Ruhe: Jetzt sickerte durch, dass sich in ihrem nach faulen Eiern stinkenden Brunnenwasser Aceton, Isopropanol und jetzt auch Löschschaum befinden.

Wie die Lösungsmittel ins Grundwasser gelangten, ist noch ein Rätsel. Fest steht aber, dass im von Neuber zum Wasserwerk Scharlinz führenden Grundwasserabstrom Aceton und der Alkohol Isopropanol gefunden wurde, im Zustrom zum Chemikaliengroßhändler aber nicht.

Bewohner der angrenzenden Grundstücke hatten bereits vor zwei Monaten bemerkt, dass das Wasser ihrer Hausbrunnen "riecht". Die Abteilung Gewässerschutz beim Land OÖ. errichtete daraufhin Sonden, die jetzt als Sperrbrunnen verwendet werden, um ein weiteres Ausbreiten der Schadstoffe zu verhindern. Seit etwa zwei Wochen steht fest, dass im Grundwasser Stoffe sind, die dort nichts verloren haben. "Wir haben als Erstes Aceton festgestellt. Bei späteren Untersuchungen wurde auch Isopropanol gefunden, wobei beides ein Abbauprodukt des jeweils anderen Stoffes sein kann", erklärt der Hydrologe des Landes, Georg Hofmann.

Dass Lösungsmittel bei Neuber in den Boden gelangten, gilt als wahrscheinlich. Wo es genau ein Leck gab, das ist aber noch immer unklar. "Neuber hat Atteste über eine Dichtheitsprüfung der unterirdischen Lösungsmitteltanks vorgelegt, die erst drei Wochen alt sind", so Ing. Hofmann, "wir müssen jetzt prüfen, wie ,dicht` die Dichtheitsatteste sind."

"Wir wissen es selber nicht, wie etwas ins Grundwasser gelangt sein könnte", beteuert Neuber-Geschäftsführer Ing. Helmut Struger. Die Tanks seien doppelwandig und mit einem Alarmsystem ausgeführt.

Dass seit dem Brand am Dienstag aus den Wasserhähnen zusätzlich auch Löschschaum sprudelt, ist darauf zurückzuführen, dass entgegen allen Versprechungen der Firmenleitung offenbar doch Tenside enthaltendes Löschwasser neben den Beton-Auffangbecken versickert sein muss.

Vom Büro von Wasserlandesrat Hans Achatz wurde die betroffene Bevölkerung aufgefordert, das Nutzwasser ihrer Hausbrunnen vorerst keinesfalls zu verwenden - nicht einmal zum Blumengießen. Betroffen seien 40 Brunnen.

Die Linzer Grün-Gemeinderätin Gerda Lenger stieß gleichzeitig auf eine weitere bedenkliche Entwicklung: Die OÖ. Ferngas AG hat um die Errichtung einer Gastankstelle im Nahbereich des Gaslagers Flaga angesucht. Im Probebetrieb bestehe die Tankstelle bereits. Parteienstellung hätten die Anrainer nicht, nur ein Anhörungsrecht.


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