26. April 1995
Wohnungsbrand

 

 

Bericht Oberösterreichische Nachrichten

 

Dramatische Augenblicke spielten sich gestern früh bei einem Brand in Traun ab: Eine Mutter war mit ihren beiden kleinen Töchtern in ihrer Dachgeschoßwohnung gefangen, der Fluchtweg durch den starken Rauch versperrt. Nachbarn konnten die verzweifelte Frau in letzter Sekunde davon abhalten, mit ihren Kindern aus dem Fenster im dritten Stock zu springen. Die Feuerwehr rettete die drei.

"Die Frau ist mit ihren zwei Mädchen auf dem Fensterbrett im dritten Stock gesessen und war drauf und dran, jeden Moment herunterzuspringen", schildert Walter Kellermayr (46), der als einer der ersten bei dem Haus in der Keplerstraße 23 in Traun war.

Es war kurz vor 6 Uhr früh, als die Hausfrau Maria Hörschläger (31) durch Brandgeruch wach wurde, geistesgegenwärtig ihr neun Monate altes Töchterchen Elisabeth packte, ihre zehnjährige Stieftochter Irella Le Desma aus dem Nebenzimmer holte und zum geöffneten Schlafzimmerfenster stürzte. Durch einen Brand im Badezimmer war der Familie der Weg ins Stiegenhaus versperrt.

Inzwischen hatten bereits mehrere Anrainer die Feuerwehr alarmiert. Walter Kellermayr, Bediensteter bei der Feinpapierfabrik Feurstein, war von seiner Schwiegermutter und Hörschlägers direkter Wohnungsnachbarin verständigt worden. Der 46jährige, der auch Mitglied der Betriebsfeuerwehr Feurstein  ist, wußte, was zu tun ist. Mit zwei Feuerlöschern stürmte er ins Haus und brach die Wohnungstür auf. "Es ist furchtbar, wenn man eine Frau mit ihren Kindern um ihr Leben schreien hört", so der Retter, "ich hab sofort zwei Pulverladungen ins Badezimmer neben der Eingangstür gelassen, weiter konnte ich wegen des starken Qualms nicht in die Wohnung vor."

In der Zwischenzeit redeten Passanten auf die panische Frau auf dem Fensterbrett ein, nicht zu springen. Eintreffende Feuerwehrleute holten schließlich mit schwerem Atemschutz die Familie aus der total verrauchten Wohnung. "Die Kleine hat ausg'schaut wie ein 'Rußkäfer', so schwarz war sie im Gesicht."

Das gerettete Trio wurde mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Linzer AKH bzw. ins Kinderkrankenhaus gebracht. Vermutlich hatte das Feuer im Spiegelschrank seinen Ausgang genommen. Die Familie war erst im Dezember in die Firmenwohnung eingezogen.