26. Februar 1990:

Sturmkatastrophe

(Fotos am Seitenende)

 

 

Allein 320 technische Einsätze leistete die Freiwillige Feuerwehr Traun zur Beseitigung von Sturmschäden im Stadtgebiet Traun in der Zeit vom 26. Februar bis 27. März 1990.

 

Es begann ...

 

Begonnen hatte die Einsatzserie der FF Traun am Montag den, 26.Februar 1990 um 20:29 Uhr mit der Alarmierung des Landesfeuerwehrkommandos, als ein Brand bei der Firma ÖSKO an der Bundesstrasse 1 gemeldet wurde.

Die Besatzung des ersten Fahrzeuges (TLFA 3650-350) stellte fest, das ein Baum unmittelbar am Trafogebäude auf der Stromleitung lag, Leitungsseile gerissen waren und über die Strasse lagen; immer nach der automatischen Stromzuschaltung begann der Baum zu brennen, und nach dem Kurzschluss blies der Wind das Feuer wieder aus. Das durch eine Umzäunung geschützte Firmengelände konnte nicht betreten werden.

Das TLF blieb bis zum endgültigen Ausschalten der Stromversorgung durch das Elektrounternehmen in Bereitschaft.

Inzwischen wurde festgestellt, dass mehrere Bäume über der Bundesstrasse lagen, und daher wurde das Sperren der um diese Zeit noch relativ stark befahrenen Strasse veranlasst.

 

Feuerwehrmänner im Nachtdienst

 

In dieser Nacht waren 33 Trauner Feuerwehrmänner mit fünf Fahrzeugen und ein Fahrzeug der FF Hörsching bis 02:30 Uhr im gesamten Stadtgebiet im Einsatz, um die dringendsten Sturmschäden zu beseitigen, wie Dächer notdürftig einzudecken, Bäume, Dachteile und verschiedenes andere mehr von den Strassen zu entfernen.

Am 27. und 28. Februar 1990 wurden von der früh morgens bis spät abends weitere Sturmschäden aufgearbeitet.

Nebenbei mussten noch vier Brandeinsätze - teilweise als Folgen der Sturmfolgen - geleistet werden.

Am 01. März wurde die FF Traun um 04:56 alarmiert, um bei einem Haus, dessen Dach abgedeckt war, Hilfe zu leisten.

 

Strassen unpassierbar

 

Um diese Zeit war es noch möglich, die Strassen zu benützten. Als ca. drei Minuten später das erste Einsatzfahrzeug ausrückte, musste schon nach 100 Metern die Fahrt gestoppt werden, da die Strasse durch einen umgefallenen Baum unpassierbar war.

 

Rückblick:

 

(Eine Bemerkung am Rande: Wäre die Alarmierung um wenige Minuten später erfolgt, hätten nur mehr sehr wenige Feuerwehrkameraden die Feuerwehrzentrale erreichen können.)

Über Funk wurde nun sofort Verstärkung angefordert, da nicht abzusehen war, wie viele Bäume über der Strasse lagen.

Während ihrer Arbeit konnten Feuerwehrmänner immer wieder beobachten, wie in ihrer unmittelbaren Nähe Bäume umgerrissen wurden. Einmal drohte das LFB von einer Orkanböe umgeblasen zu werden - kurzzeitig fuhr das Fahrzeug auf 2 Rädern.

Da auch die Autobahn (A1) durch umgestürzte Bäume blockiert war, kam von der Gendarmerie die Anordnung, alle Durchzugsstrassen durch Traun für den Frühverkehr sofort freizumachen. Bei dieser Arbeit griffen auch die diensthabenden Beamten Gendarmeriebeamten kräftig zu.

Ungefähr 270 Hilferufe der Bevölkerung, davon ca. vier Fünftel in den frühen Vormittagsstunden, langten telefonisch in der Feuerwehrzentrale ein. Bei vielen hier nicht gezählten Hilferufen wurden - speziell bei Dachabdeckungen - die Geschädigten an Fachfirmen verwiesen. Da der Funkkanal auf der Bezirksfrequenz total überlastet war, wurden auch vom Landesfeuerwehrkommando Alarmierungen der FF Traun über Telefon durchgeführt. Weiters wurden auch mehrere Alarmierungsaufträge für andere Feuerwehren an die FF Traun weitergeleitet.

Einige Feuerwehren versuchten, auf den dritten Kanal auszuweichen, doch da Verständigungsschwierigkeiten mit anderen Feuerwehren auftraten, wurde von dieser Massnahme abgesehen, sodass sämtliche eingesetzte Feuerwehren - und das waren fast alle im Bezirk Linz Land - ihren Funkverkehr auf der Bezirksfrequen abwickelten.

(Wo die Funkdisziplin bei solchen Einsätzen bleibt, kann sich jeder vorstellen).

Aus dieser Gegebenheit heraus entschlossen sich die Funker in der Einsatzzentrale der FF Traun, ihre Fahrzeuge nach Beendigung der laufenden Einsätze in die Feuerwehrzentrale zu beordern und die Einsatzbefehle direkt schriftlich an die jeweilligen Fahrzeugkommandanten zu übergeben.

So wurden praktisch keine Funkgespräche mehr innerhalb der FF Traun abgesetzt.

Im Laufe des Vormittags. als ein Ende der Alarmierungen nicht absehbar war, wurde das Landesfeuerwehrkommando ersucht, ein Fahrzeug und Motorsägen zur Verfügung zu stellen.

Dankenswerterweise wurde sofort zugesagt, einen Mann mit einem KRF und fünf Motorsägen zur Einsatzleitung beizustellen.

 

Einsatzbilanz:

 

Am 1. März wurden von der FF Traun 135 Einsätze gefahren. Das letzte Fahrzeuge rückte um 21 :00 Uhr ein, und um 22:00 Uhr waren die Geräte und Motorsägen wieder einsatzbereit.

Auch die Bediensteten des städtischen Bauhofs leisteten in den Anlagen der Stadt Traun ganze Arbeit. Nach der Dienstzeit wurde trotz winterlichem Bereitschaftsdienst der LKW des Bauhofs mit Kran und Arbeitskorb zur Unterstützung der Feuerwehr eingesetzt.

 

Feuerwehren kamen zur Hilfe:

 

Vom Bezirkskommandanten wurden fünf Feuerwehren ersucht, am 2. März der FF Traun zu hilfe zu kommen.

Beim anschliessenden gemeinsamen Abendessen wurde vereinbart, nächsten Tag, sobald es hell wurde, mit den Einsätzen weiterzumachen. Am 2. März langten nur wenige Hilferufe in der Feuerwehrzentrale der FF Traun ein, doch wurden die Einsatzkräfte direkt an den Einsatzstellen von den Nachbarn um Hilfe gebeten.

Auch an diesem Tag wurde anch dem System, welches sich am Vortag bestens bewährt hatte - die Einsatzbefehle direkt an den Fahrzeugkommandanten zu übergeben - vorgegangen.

Die sechs auswärtigen Feuerwehren - die FF Axberg, Breitbrunn, Edramsberg, Enns, Schönering und Wilhering, aber auch das Fahrzeug des Landesfeuerwehrkommandos traten pünktlich zur vereinbarten Zeit in der Trauner Einsatzzentrale ein.

Da sich der Wind etwas gelegt hatte, konnte die Drehleiter eingesetzt werden, sodass auch die Gefahrenstellen an nicht zugänglichen Dächern oder höheren Häusern beseitigt werden konnten.

Einige wenige Betroffene griffen zur Selbsthilfe und erleichterten damit die Arbeit der Feuerwehr.

Auch am 3. März war die FF Traun noch den ganzen Tag im Einsatz, und am 4. März (Sonntag) wurde bis Mittag gearbeitet.

 

Urlaub zum Feuerwehreinsatz

 

Etliche Feuerwehrkameraden nahmen sich Urlaub, um für die Einsätze zur Verfügung zu stehen; andere wiederrum kamen sofort nach der Arbeit - Nachtschicht -, leisteten ihre Einsätze und gingen nach ein paar Stunden schlaf wieder in die Arbeit; einige Feuerwehrkameraden bekamen dankenswerterweise von ihren Dienstgebern frei.

Da nun die unmittelbaren Gefahrenweitgehendst beseitigt waren, konnte in der Folge davon abgesehen werden, mit der vollen Aktivität weiterzuarbeiten, sodass ab montag die Feuerwehrkameraden wieder ihrer normalen Arbeit nachgehen konnten.

Die dienstfreien Kameraden leisteten aber jetzt noch die vorgemerkten Einsätze.

 

Sturmschäden - Aufarbeitung

 

Im Laufe der nächsten Wochen - konkret statistisch festgehalten bis 27. März 1990 - wurden neben anderen Einsätzen immer noch Sturmschäden aufgearbeitet. Zum Beispiel wurde an 3 ganzen Tagen in städtischen Anlagen und im öffentlichen Augebiet die FF Traun zur Hilfeleistung herangezogen.

Vom 26. Februar bis 27. März 1990 hatte die FF Traun 320 technische Einsätze - allein infolge der Sturmkatastrophe, aber ohne die selbstständigkeit von den auswärtigen Feuerwehren durchgeführten Einsätze - zu leisten.

Davon wurden 66 durch abgedeckte Dächer, herabgerissenen Antennen, umgeworfene Plakatwände usw. und 254 wegen umgestürzter oder entwurzelter Bäume geleistet.

Bei diesen Einsätzen waren über 1.530 Mann mehr als 1.510 Stunden im Einsatz mit den Nebenarbeiten, wie Reinigung bzw. Instandhaltung der Geräte, verbrachten die Trauner Feuerwehrkameraden insgesamt weit über 2.000 Stunden in der Einsatzzentrale. Die Betriebsfeuerwehren der Firmen Dr. Feurstein und Gabler hatten im firmeneigenen Gelände vollauf zu tun, wobei aber die BTF Feurstein in ihrer einsatzfreien Zeit immer wieder ihre Hilfe der Stadtfeuerwehr anbot und auch eingesetzt wurde.

Dank guter Ausbildung und umsichtiger Arbeitsweise konnten alle 320 Einsätze bis auf einen unfallfrei und ohne Verletzungen geleistet werden; Bei einen Einsatz schlug ein Zweig einem Feuerwehrkameraden ein Zweig in das Auge, er konnte aber nach ambulanter Behandlung wieder am Einsatzgeschehen mitwirken.

 

 

FOTOS